ARBEITSSICHERHEIT:

Interview mit Montagemitarbeiter und Klebefachmann Abdula Skenderi über seine Ausbildung zum Betriebssanitäter und warum ihm diese so am Herzen liegt 

Herr Skenderi, bei so einem aussergewöhnlichen Namen muss man einfach nachfragen: Wo hat denn Ihre Familie ihre Wurzeln?

 Ja, darauf werde ich auch manchmal angesprochen. Ich bin in der Schweiz geboren. Aber meine Eltern sind Bosnier, die aber aus dem Kosovo stammen.

Das ist interessant. Haben Sie Verbindungen zur alten Heimat Ihrer Eltern?

Ja, hin und wieder verbringen wir Zeit da und halten Kontakt. Da sieht und erlebt man wirklich viel. (lacht)

Sie haben uns im Vorgespräch erzählt, dass dies einer der Gründe war, warum Sie sich bei Trunz so sehr als Betriebssanitäter engagieren. Erzählen Sie uns davon ...

Naja, wenn man Zeit in Gegenden verbringt, wo man besser nie auf externe Hilfe angewiesen sein möchte oder man besser nie ins Krankenhaus kommen will.

Und das ist ein Grund für Ihr Engagement?

Auf jeden Fall. Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man anderen Menschen in Not direkt helfen kann. Es gibt einem ein Gefühl von Sicherheit − im Handeln, im Auftreten und bei Entscheidungen in Notsituationen. Zu wissen, dass man nicht total auf fremde Hilfe angewiesen ist, wenn etwas passiert, das ist wirklich gut, da sieht man viele Dinge im Alltag anders. Ich bin froh über jeden Tag, an dem ich als Sanitäter nicht gebraucht werde, aber wenn, dann ist eine gute Ausbildung wichtig. Und ich helfe gern anderen.

Was ist denn nun die genaue Aufgabe eines Betriebssanitäters mit Ihrer Qualifikation? Vermutlich geht das ja über «Pflaster aufkleben» hinaus ...

 Ja, genau. Meine Ausbildung hilft mir bei vielen unterschiedlichen Dingen. Also wenn zum Beispiel ein Kollege einen Unfall hätte, dann kann ich recht gut die Lage einschätzen, was den Grad der Verletzung angeht und die Dringlichkeit der Versorgung. Wenn der Verletzte zum Beispiel Übelkeit verspürt, kann das auf eine Gehirnerschütterung oder sonstige Schädel- oder Hirnverletzungen hinweisen. Auch kann ich Anzeichen für allfällige innere Verletzungen erkennen. Beides ist immer ernst. Das geht also über die übliche Erste-Hilfe-Ausbildung hinaus.

Das hört sich anspruchsvoll an. Was gehört noch dazu?

Natürlich das Einmaleins der Ersten Hilfe. Dazu gehört eine professionelle Wundversorgung für die unterschiedlichen Arten von Wunden – eine Schnittwunde muss beispielsweise ja anders versorgt werden als eine Brandwunde. Und natürlich auch die Einleitung von lebensrettenden Sofortmassnahmen wie Herzdruckmassage, Beatmung oder auch die Anwendung eines Defibrillators. Die Lagerung und der Schutz der Patientin oder des Patienten, bis der Rettungsdienst kommt, ist ja auch wichtig. Ich sorge dafür, dass die Patientin oder der Patient nicht auskühlt, oder wirke einem Schock entgegen. 

Gab es denn irgendwann einen konkreten Vorfall, ab dem Sie sich für eine Sanitäterausbildung entschieden?

Vorfall eher nicht. Eher ein Gedanke. Ich habe ja ein Kind, und das war früher öfter mal krank. Da braucht man immer ärztliche Hilfe. Aber ich dachte mir dann auch, dass ja im Haushalt und im Privatleben die meisten Unfälle passieren. Was wäre denn, wenn mein Kind daheim einen Unfall hat? Will ich dann auf fremde Hilfe warten oder wäre es nicht toll, wenn man selbst die Kenntnisse und Fähigkeiten hätte, um sofort zielgerichtet zu helfen, bis die Profis da sind. Und ab da habe ich mich für eine Sanitäterausbildung interessiert.

Sozusagen aus der Praxis für die Praxis. Und wie haben Sie das umgesetzt?

Zufällig suchte Trunz im selben Zeitraum einen Betriebssanitäter. Klar, hier in der Firma passiert nur selten etwas, und wenn, dann sind es Kleinigkeiten. Aber für die Firma ist es richtig und wichtig, einen zertifizierten Betriebssanitäter zu haben, und da habe ich mich gemeldet.

Sie sagen zertifiziert − welche Ausbildung haben Sie denn gemacht?

Es gibt drei Stufen. Für Stufe zwei muss man Prüfungen ablegen und wird zertifiziert. Das durfte ich machen, inklusive Auffrischungen. Es gibt bei Trunz noch einen weiteren Mitarbeiter mit einer Ausbildung Stufe eins und noch ein paar Kollegen, die gerade einen Auffrischungskurs absolviert haben. Das heisst, sie können auch helfen, wenn mal ein Unfall passiert. Ich würde aber sehr gern noch die Stufe drei absolvieren. Für meinen Arbeitgeber könnte das durchaus ein Mehrwert sein, einen Stufe-drei-Sanitäter im Betrieb zu haben, auch wenn es nicht vorgeschrieben ist.

Dieses Engagement für andere Mitarbeitende ist toll. Wann haben Sie denn zuletzt einen «Einsatz» gehabt?

Erst heute − da hatte ein Kollege einen kleineren Sturz mit dem Töff in der Mittagspause. Den konnte ich sofort versorgen und zum Arzt schicken − Aufprallvorkommnisse sind nicht zu unterschätzen, da muss immer ein Arzt noch nachschauen, dass man keine Gehirnerschütterung oder innere Verletzung hat.

Und dank Ihrer Ausbildung können Sie da gut helfen ...

Nicht nur das. Nach einer Stufe-zwei-Ausbildung kann man Verletzungen besser einschätzen, auch was die Notwendigkeit einer Folgebehandlung angeht. Und man lernt diverse Tricks. Man darf das ja sagen − wo Menschen mit komplexen Maschinen arbeiten, kann es auch mal zu Unfällen kommen. Bei Trunz ist das dank verschiedener Sicherheitsmassnahmen extrem selten. Aber klar, solche Massnahmen sind nur wirksam, wenn man sich immer daran hält, und manchmal kann es durch Unachtsamkeit zu Unfällen kommen. Es gab einmal einen Unfall, da hat sich ein Auszubildender eine grosse Wunde am Unterarm an einer Maschine zugezogen. Und auch ich selbst habe mir in meiner Freizeit einmal fast einen Finger abgetrennt. Aber dank meiner Ausbildung weiss ich nicht nur, was dann zu tun ist, sondern ich bleibe auch gelassener und ruhiger, wenn mal etwas passiert, und das kommt mir nicht nur bei der Arbeit zugute. Ich überlege, verfalle nicht in Hektik, denke immer auch an den Eigenschutz und tue dann das Richtige, um anderen zu helfen.

Wir merken, das Thema ist Ihnen sehr wichtig. Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

(überlegt) ... Hm, also ich hab jetzt drei Wünsche frei, oder? (lacht) Gut, also Wunsch Nummer eins wäre, dass viel mehr Menschen eine Sanitäterausbildung machen – egal auf welchem Level. Überall kann etwas passieren. Daheim, im Strassenverkehr, beim Sport, im Betrieb. Hätten mehr Menschen eine Ausbildung, könnten mehr Menschen ruhig und zielgerichtet anderen helfen.  

Mein zweiter Wunsch wäre, dass besonders beim Sport oder im Betrieb die Kolleginnen und Kollegen offen zugeben, wenn sie sich verletzt haben, und es nicht ignorieren oder leugnen, weil man besonders hart und stark rüberkommen will. Es ist nichts dabei, wenn man sich mal verletzt, das kann jedem passieren – man holt sich Hilfe und so bleiben die Folgen überschaubar. Wenn man es ignoriert oder versucht, eine Verletzung auszusitzen, kann das schlimmere Folgen haben. 

Und mein letzter Wunsch wäre, dass ich noch die Stufe-drei-Ausbildung machen dürfte, so dass ich noch professioneller direkt vor Ort ohne Zeitverzug in der Firma anderen helfen kann, wenn mal etwas passiert.

Wir danken uns bei Abdula Skenderi für seine Zeit. Das Interview war nicht nur sehr interessant, sondern regt auch zum nachdenken an.
Sollten Sie sich für eine Ausbildung interessieren – hier erhalten Sie mehr Informationen dazu:

Abdula Skenderi

Montagemitarbeiter mit Zusatzausbildung zum Klebefachmann

«Dank meiner Ausbildung weiss ich nicht nur, was zu tun ist, sondern ich bleibe dank meiner Ausbildung zum Betriebssanitäter auch gelassener und ruhiger, wenn mal etwas passiert, und das kommt mir nicht nur bei der Arbeit zugute. Ich überlege, verfalle nicht in Hektik, denke immer auch an den Eigenschutz und tue dann das Richtige, um anderen zu helfen.»